Pushen Aktienquoten die Renditeaussichten?

Wer sich heutzutage für eine Lebensversicherung interessiert, der hat es nicht ganz einfach, die verschiedenen Angebote miteinander zu vergleichen. Das trifft weniger auf die Risikolebensversicherung, sondern vielmehr auf die Kapitallebensversicherung zu, die zum Absichern und zum Kapitalaufbau geeignet ist. Das Problem zeigt sich beim Vergleichen der Angebote in erster Linie im Hinblick auf die Rendite, die man vom Versicherer im Laufe der Anlagedauer erwartet.

Bei einer klassischen Kapitallebensversicherung setzt sich der Ertrag aus zwei Komponenten zusammen. Zunächst einmal gibt es den Garantiezins. Dieser Zins gilt für jeden Versicherer gleichermaßen und sorgt dafür, dass dem Kunden eine bestimmte Mindestrendite zugesichert werden muss. Den deutlich größeren Teil des Gesamtertrages machen jedoch die Überschussanteile aus, und diese sind in keiner Weise garantiert. Wer nun als Versicherer ein besonders attraktiv erscheinendes Angebot am Markt platzieren möchte, der hat durchaus die Möglichkeit, die zu erwartenden Überschüsse relativ optimistisch zu kalkulieren. Andere Versicherer kalkulieren vielleicht eher vorsichtig und können somit die scheinbar schlechtere Rendite anbieten. Wie hoch der Ertrag dann in der Praxis allerdings wirklich ausfällt, wird der Kunde erst später bei Fälligkeit der Versicherung feststellen. Um dennoch eine gewisse Vergleichbarkeit zu erreichen, sollten sich interessierte Kunden möglichst informieren, wie hoch die Erträge und Renditen der jeweiligen Versicherer in der Vergangenheit gewesen sind, denn dabei handelt es sich um Fakten, die tatsächlich vorhanden sind und nicht nur kalkuliert wurden.

Auch die Aktienquoten wirken sich auf die Höhe der Rendite aus und vor allem auch auf die Renditeaussichten. So ist es den Versicherern durchaus möglich, die Renditeaussichten mit einer relativ hohen Aktienquote zu „pushen“. Dies funktioniert im Grunde recht einfach und ist im Prinzip auch nicht zu beanstanden, falls der Versicherer nicht vorsätzlich mit komplett übertriebenen und unrealistischen Zahlen und Erwartungen kalkuliert. Die Versicherer können die Erträge, die sie in der Zukunft erzielen werden, natürlich nur kalkulieren. Was den Aktienanteil am Gesamtinvestment angeht, so haben die Versicherer in Deutschland einen gewissen Spielraum, was dessen Höhe angeht. Somit kann jeder Versicherer innerhalb dieser Grenzen entscheiden, wie hoch der Aktienanteil sein soll. Oftmals ändert sich die Aktienquote, da die Versicherer auf die Geschehnisse am Markt reagieren wollen. So wird der Aktienanteil in schlechten Börsenzeiten meistens recht gering gehalten, während die Aktienquoten relativ hoch sind, wenn die Stimmung an den Börsen gut ist. Da eine recht hohe Aktienquote – zumindest in der Kalkulation – auch eine höhere Rendite als bei einer niedrigen Aktienquote bedeutet, können die Versicherer die Renditeaussichten natürlich in gewisser Weise dadurch „pushen“, dass sie mit einem recht hohen Aktienanteil kalkulieren.